Doch was war geschehen? Bereits am 11. November 2015 fuhr der Mediziner mit seinem Kleinwagen durch Reizenhagen, obwohl er keine Fahrerlaubnis besaß. Zu schnell, wie sich blitzartig herausstellen sollte. Geistesgegenwärtig sprang der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus seinem Wagen und malträtierte das Blitzgerät mit Füße und Händen. Das 100.000 Euro teure Gerät gab den Geist auf. Die Fotos aus dem Blitzgerät führten die Beamten der Polizeiinspektion Bad Wildungen schnell auf die Spur des 56-Jährigen. Doch nicht genug der Gesetzeswidrigkeiten: Nur vier Wochen später setzte sich der Akademiker erneut hinter das Lenkrad und wurde von einer Polizeistreife kontrolliert. Der Chefarzt gab Gas und versuchte zu flüchten, wurde aber mit seinem neuen SUV von der Polizei gestoppt, der teure Wagen sichergestellt. Ein wenig renitent setzte sich der Chefarzt am 29. April dieses Jahres erneut hinter die Windschutzscheibe - zwischenzeitlich hatte er sich ein neues Auto zugelegt - und wurde abermals beim Schwarzfahren erwischt.
Auf die äußerst blöden Fragen der Staatsanwaltschaft ließ sich der Unfallchirurg am Dienstag im Amtsgericht Fritzlar nicht ein und erklärte kurzerhand, dass er auf Wiedergutmachung plädiere. Er gab dem Gericht vier Wochen Zeit sein Auto zurückzubringen- vollgetankt- versteht sich. Die Beamten sollten sich für die Verfolgungsjagd im Jahr 2015 entschuldigen und ihm seine Karte wiederbringen. Außerdem soll die Stadt Bad Wildungen das Blitzgerät selbst bezahlen und das Wichtigste: "Ich möchte von Behördenseite als völlig normal eingestuft werden - andernfalls werde ich in Zukunft nur noch ohne Narkose operieren", argumentierte der Angeklagte selbstbewusst. Dem folgten Staatsanwaltschaft und Gericht in allen Punkten. Allein die günstige Sozialprognose und die Drohung des 56-jährigen Akademikers ließ das Gericht so milde walten.
Link: Raser ohne Karte wirft Blitzer um: 30.000 Euro Schaden (12.11.2015)
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